In Berlin und anderen Städten wird viel saniert. Vielen Mietern flattert derzeit Post ins Haus, die so oder so ähnlich aussieht:
Vermieter/Verwalter GmbH & Co KG in Berlin
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Mieter
Energiestr. 1
Mieter
Energiestr. 1
10557 Berlin
Modernisierungsankündigung – Energetische
Sanierung
Sehr geehrter Herr Mieter,
hiermit kündigen wie die nachstehend aufgeführten Maßnahmen
zur Modernisierung nach § 555 BGB an:
1. Sämtliche Holzfenster Ihrer Wohnung sollen
gegen Fenster aus Kunststoff mit Wärmeschutzverglasung ausgetauscht werden. Die
neuen Fenster sollen in den bestehenden Rahmen eingesetzt werden und haben
einen U-Wert von 1,3 W/m²K. Die bisherigen Kastenfenster ein solchen von 2,7
W/m²K und mehr.2. Die Außenwände erhalten eine Wärmedämmung mit einen Wärmedämmverbundsystem. Dazu werden Dämmplatten aus Polystyrol in einer Stärke von 10 cm in der Wärmeleitgruppe 032 montiert. Der U-Wert der Wand verbessert sich dadurch von aktuell 1,33 W/m²K auf dann 0,21 W/m²K.
Bei beiden Maßnahmen handelt es sich um eine
Modernisierungsmaßnahme i.S.d. § 555b, da nachhaltig Endenergie eingespart
wird.
Berechnung der Mietanpassung
Austausch der Fenster, Demontage, Lieferung und
Einbau € 441.325,34
Malerarbeiten nach Einbau € 55.641,20
Malerarbeiten nach Einbau € 55.641,20
Abzüglich Instandhaltung, Anstrich € 81.288,--
Summe € 415.678,54
Summe € 415.678,54
Fassadendämmung, WDVS €
808.410,11
Baustelleneinrichtung € 7.114,10
Anpassung Fallrohre und Dach € 48.920,--
Abzüglich Instandhaltung € 209.607,50
Summe € 654.836,71
Baustelleneinrichtung € 7.114,10
Anpassung Fallrohre und Dach € 48.920,--
Abzüglich Instandhaltung € 209.607,50
Summe € 654.836,71
Summe der Maßnahmen € 1.070.515,20. Modernisierungsumlage
im Jahr (11%) € 117.756,67.
Die Umlage wird durch 12 Monate und die Gesamtwohnfläche (4.921 m²) geteilt und mit der Wohnfläche Ihrer Wohnung (61 m²) multipliziert:
Danach ergibt sich eine zu erwartende monatliche Mieterhöhung von € 121,64 für Ihre Wohnung.
Die Umlage wird durch 12 Monate und die Gesamtwohnfläche (4.921 m²) geteilt und mit der Wohnfläche Ihrer Wohnung (61 m²) multipliziert:
Danach ergibt sich eine zu erwartende monatliche Mieterhöhung von € 121,64 für Ihre Wohnung.
Auf Grund der berechneten zu erwartenden Energieeinsparung
von 21% reduziert sich die Ihre Vorauszahlung für Heizkosten um € 21,50.
Mit der Ausführung der Arbeiten soll am 12. April begonnen
werden.
Mit freundlichen Grüßen
Vermieter/Verwalter
(dies ist ein fiktives Beispiel; das Verhältnis der Mieterhöhung zur Heizkostenersparnis entspricht mir vorliegenden Unterlagen)
Was fällt auf? Die im Vergleich zur - prognostizierten - Einsparung erhebliche Erhöhung der Miete.
Den Glauben an warmmieten-neutrale energetische Sanierungen haben die meisten längst verloren.
Ein Politiker sagte mir neulich, dass der Ruf der Energiewende und der energetischen Sanierungen ruiniert sei.
Eigentlich war es so gedacht:
Durch die Einsparung an Energie, und dadurch an Kosten, sollten die energetischen Sanierungen "bezahlt" werden.
Aber wie so häufig sieht die Praxis anders aus als die Theorie. Der Hauptgrund für die teilweise immensen Mieterhöhungen ist der Prozentsatz, mit dem die Kosten anteilig auf die Mieter umgelegt werden können. Dieser beträgt 11%, wie im oben gezeigten Beispiel dargestellt.
Dies bedeutet aber, dass die Mieter die Investition in nur 9 Jahren "abbezahlen" (9 x 11% = 99%). Dabei weiß jeder, dass Fenster und Fassaden deutlich länger halten.
Ab dem 10. Jahr macht ein Vermieter also Gewinn mit der energetischen Sanierung (ohne Berücksichtigung von Zinskosten, die aber im Moment ohnehin niedrig sind).
Damit Sie mich nicht falsch verstehen: Ich bin für energetische Sanierungen, für das Nachrüsten von Fassadendämmungen, da ein Großteil der in Deutschland verbrauchten Energie für die Gebäudeheizung verwendet wird.
Um den CO2-Ausstoss zu reduzieren und die Umwelt und die Ressourcen zu schonen, müssen viele Gebäude energetisch saniert werden. Aber nicht so, wie es derzeit läuft. Der Prozentsatz sollte auf ca. 6 - 7 % gesenkt werden.
Dazu kommt noch ein weiterer Punkt: In einigen, mir zur Prüfung vorgelegten, Modernisie-rungsankündigungen und -abrechnungen sind die Kosten/Ausgaben auffallend hoch und der Instandhaltungsanteil, der von den umzulegenden Kosten abzuziehen ist, auffallend niedrig.
Ein Schelm, wer böses dabei denkt . . .
Jedenfalls haben meine Recherchen und Nachfragen bei Handwerkern/Verarbeitern teilweise deutlich niedrigere Preise für Fenster, WDVS und Zentralheizungen ergeben.
Wenn Sie Fragen oder Anregungen haben, melden Sie sich gerne bei mir.
Wenn Sie Fragen oder Anregungen haben, melden Sie sich gerne bei mir.
Ihr Götz Autenrieth
www.goetzautenrieth.de
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